Nun sind ihre Türen wieder für alle offen: Die Gemeinde Herz Jesu Wiedikon hat am Weissen Sonntag den Abschluss des Umbaus gefeiert. Besonders die neuen Farben in der frischrenovierten Kirche begeisterten die Menschen. 7. April 2024, 9 Uhr: An der Aemtlerstrasse herrscht an diesem Frühlingstag sonntägliche Morgenruhe, ausser in der Kirche Herz Jesu. Hier stimmen Musikerinnen und Musiker ihre Instrumente, der Chor beginnt mit dem Einsingen. Kantor Bardia Charaf lässt ein letztes Mal die ersten Takte des «Agnus Dei» üben – ein Forte soll es sein, das Hühnerhaut auslöst. Die Leiterin der Ministrantengruppe, Helenzy Philipp, probt mit den 18 Jungen und Mädchen den Einzug, gibt letzte Anweisungen, erste Gottesdienstbesuchende sitzen bereits auf ihren Bänken und beobachten das Treiben. Ab 9.30 Uhr füllt sich die Kirche allmählich, bis sie kurz vor 10 Uhr bis auf den letzten Platz besetzt ist. Noch gibt es keine Orgelklänge. Das grosse Instrument muss in den nächsten Wochen erst in akribischer Arbeit gestimmt werden und feiert an Pfingsten Einweihung. Organist Guido Keller begleitet darum den Einzug von 33 Personen am Flügel, der im linken Kirchenschiff steht. Nach zwei Jahren Bauzeit findet heute die Messe zum ersten Mal wieder in der Oberkirche statt. «Lobet den Herren», singt die Gemeinde, Bischof Joseph Maria Bonnemain eröffnet den Gottesdienst und segnet die Kirche ein. Nach seinem Segensgebet heben Chor und Orchester an zum Kyrie von Ludwig van Beethovens «Missa in C». Menschen sollen im Zentrum stehen Zum Sonntag nach Ostern, dem Weissen Sonntag oder dem Fest der Barmherzigkeit Gottes, gehört die Lesung aus dem Johannesevangelium (Joh. 20,19–30) mit der Geschichte von Thomas, der an der Präsenz Jesu zweifelt und ihn durch Berührung wiedererkennt. «Selig sind, die nicht sehen und doch glauben», liest Diakon Ronald Jenny mit besonderem Nachdruck. Einer der Höhepunkte des Gottesdienstes in der grundlegend sanierten und renovierten Kirche schliesslich ist die Predigt von Bischof Joseph Maria Bonnemain: «Eine neue Pfarrei besteht nicht aus einem neuen Gebäude, sondern aus den Menschen.» Der Weisse Sonntag, an dem traditionell die Erstkommunion stattfindet, stehe für den direkten Kontakt und die Vereinigung mit Christus. Der Auftrag als Gläubige in der Welt sodann sei es, das Christentum zu leben, alle Mitmenschen wertzuschätzen und zu unterstützen. «Nur Christinnen und Christen, die barmherzig sind, sind echte Christen», betont er weiter. Die Pfarrei Herz Jesu Wiedikon solle sich mit ihrer erneuerten Kirche nun «mit Schwung in alle Winkel des Quartiers öffnen», solle für alle – «ganz alle» – da sein. Viel Freude beim Apéro Schwungvoll war denn auch das Credo von Orchester und Chor, gefolgt von der Segnung des Altars und der Eucharistie sowie der Kommunion. Kurz vor 12 Uhr ziehen der Hauptzelebrant und seine acht Konzelebranten mit Lektorinnen und Ministranten aus. Im Johanneum warten ein reichhaltiger Apéro, eine Fotoausstellung zum Umbau und kurze Festansprachen auf die Festgemeinde. Kirchenpflegepräsident Peter Hüni betont die Kontinuität: «Die Kirchenbänke, auf denen wir heute sitzen, sind dieselben wie beim Neubau 1921, lediglich etwas erneuert.» Jean-Jacques Hossmann von der Kirchenstiftung sowie Baukommissionspräsident Sigmund Tur verdanken die wichtigsten Profis des grossen Umbauprojekts: die Architektinnen Nina Renner, Corinne Weber und Estelle Balet, den Bauherrenvertreter Christoph Kratzer und den Orgelspezialisten Christoph Metzler sowie die Projektkoordinatorin seitens der Pfarrei, Christa Küchler. Einladende Farben und Auftakt für Neues Und was gefällt an der neuen Kirche? Sie sei viel einladender als zuvor, die Farben seien freundlich, die Intensität des Blaus der Decke bette das Apsis-Bild von Felix Baumhauer aus den 1920er-Jahren ein, ist zu hören. Auch die blau gehaltene Marienkapelle wird als Ort der Aufgehobenheit gelobt. «Es ist schlicht das Ganze, das einen zufrieden macht», sagt Jean-Jacques Hossmann. Helenzy Philip meint: «Die Kirche lädt nun auch junge Leute wieder ein.» Und Ursula Abbt, die der Pfarrei seit Jugendjahren in vielen Ämtern verbunden ist, sagt: «So eine volle Kirche ist man sich nicht mehr gewohnt. Es wäre schön, wenn es so bleiben würde!» Auch Pfarrer Artur Czastkiewicz freut sich, dass die Eröffnungsfeier so gut besucht war. «Wir haben viele Ideen und Projekte für die neue Kirche», sagt er – und ist entschlossen, den Schwung, den die neue Kirche nun verleiht, zu nutzen.
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