«Chris und Chris», die beiden guten Seelen der Pfarrei Herz Jesu Wiedikon, haben die Renovierung beider Kirchen der Gemeinde, der Ober- wie der Unterkirche, hautnah miterlebt. Im Interview blicken sie zurück auf die zweijährige Umbauphase und gewähren einen Blick hinter die Kulissen. «Jetzt ist sie unter uns und schaut zu uns», sagt Hauptsakristan Christopher Albrecht glücklich und zeigt auf die barocke Marienstatue in der Ecke rechts vom Altar in der Unterkirche. Er und Christa Küchler, Leitungsassistentin des Gemeindeleiters und der Kirchenpflege, können heute darüber lachen, wenn sie an das Missverständnis rund um die Aufstellung der Maria zurückdenken. Noch vor einer Weile war niemandem zum Lachen zumute: Die Marienstatue war nach der Renovierung des Kirchenraums so angebracht worden, dass ihre Augen desinteressiert am Kirchenvolk vorbeiblickten. Nach den ersten Gottesdiensten nach der Wiedereröffnung hagelte es Kritik von den Kirchenbesuchenden, die in erster Linie bei Christa Küchler und Christopher Albrecht deponiert wurde. Ihnen kommen Lob oder Missfallen aus der Gemeinde stets unmittelbar zu Ohren. Mittendrin – abwartend Im Kirchensekretariat bei Christa Küchler laufen während der Bauzeit die Fäden zusammen: Bauleitung, Architektinnen, Pfarrer, Handwerker, Kirchenbesuchende – Christa Küchler steht mit allen in Kontakt. Auch Christopher Albrecht ist als Hauptsakristan eine wichtige Ansprechsperson für viele. Er kümmert sich um infrastrukturelle und technische Anliegen, bereitet die Gottesdienste vor, sorgt für die Instandhaltung der Kirche und ist zuständig für den Garten und die Umgebungsarbeiten. Für den Umbau lieferten die beiden der Baukommission und den Architektinnen wichtige Inputs aus dem Betrieb: «Wir wurden vom Gemeindeleiter Arthur Czastkiewicz auf dem Laufenden gehalten und wo nötig miteinbezogen», erzählen sie. «Es war eine intensive Zeit», meint Küchler rückblickend. «Ich habe in diesem Umbauprozess gelernt, nicht immer gleich alles zu hinterfragen, sondern einfach mal abzuwarten. Das war aber nicht immer einfach!», sagt sie rückblickend und Christopher Albrecht pflichtet ihr bei. Schreckensmoment mit dem Bischof Seinen grössten Schreckensmoment erlebte Christopher Albrecht an der feierlichen Wiedereröffnung der Oberkirche am 7. April 2024, als zwanzig Minuten vor Beginn des Gottesdienstes die gesamte Soundanlage inklusive Mikrophone und Liederanzeige ausstiegen. «Der Bischof war da! Es war extrem peinlich. Ich musste jedes Mikrophon manuell ansteuern und zwischen Schalttisch und Sicht auf das Geschehen hin- und herrennen.» Nur wer es gewusst habe, hätte die leichten Verzögerungen im Ton bemerkt, meint er. «Aber ich war kreidebleich und zugleich rot vor Anstrengung», sagt er und kann jetzt darüber lachen. Gelungenes und weniger Überzeugendes Neben der neuen Technik, die noch nicht in allen Details einwandfrei funktioniert, geben die neuen modernen Beichtzimmer ohne Beichtstühle zu reden. Christa Küchler und Chris Albrecht ist das Beichtzimmer in der Unterkirche zu eng. Da gefällt ihnen das geplante Beichtzimmer in der Oberkirche viel besser, allerdings sei dieses noch nicht fertig. «Es wird nicht nur ein Beichtzimmer, sondern auch ein Gemeinschaftsraum sein, in dem man zum Heiligen Antonius beten kann – der ist ja dort drin», erklärt Albrecht. Er wird den Raum dann je nach Gebrauch anders einrichten müssen. «Ich bin gespannt, wie er schliesslich genutzt werden wird.» Im Verlauf des Gesprächs ist immer wieder vom Licht die Rede. Christa Küchler und Chris Albrecht loben das Spiel mit Licht und Schatten in beiden Kirchenräumen und heben den gelungenen Lichteinfall in der Unterkirche hervor. Doch an die neue Lichtsteuerung hätten sie sich noch etwas zu gewöhnen – diese leide aktuell noch an Kinderkrankheiten. Gewisse Lampen können im Moment nicht ausgeschaltet werden. So brennt zum Beispiel im Turm und auf der Empore permanent Licht und gewisse Lampen lassen sich noch nicht wie geplant individuell regulieren. «Dafür kann ich die Lichtanlage von meinem Handy aus steuern», erzählt Chris Albrecht grinsend und demonstriert dies voller Stolz in der Marienkapelle. Das ewige Licht! In der Unterkirche beleuchtet ein Spot eine weisse Seitenwand. Fehlt hier noch ein Bild? Nein, hier habe für kurze Zeit ein Steintisch gestanden, «wunderschönes Design, im Stil eines Altars», sagt Christa Küchler. Doch leider war er ungeeignet für den vorgesehenen Zweck als Zeichentisch für Kinder. «Das war bei ein paar Dingen so: Es sieht zwar schön aus, ist aber halt einfach nicht so praktisch», ergänzt der Sakristan. Bis eine bessere Lösung für den Kindertisch gefunden ist, gibt man sich mit Sitzkissen zufrieden. Doch zurück zum «ewigen» Licht, da gebe es nämlich noch eine lustige Geschichte, bemerkt Chris Albrecht. «Lustig? Eigentlich eher traurig», widerspricht ihm Christa Küchler. Das Gehäuse des «Ewigen Lichts», das vor der Renovierung in der alten Oberkirche dauerhaft vor dem Tabernakel brannte, schlummert noch immer im Depot und fehlte deswegen auch an der feierlichen Wiedereröffnung. Dies dürfte aber zum Glück kaum jemandem aufgefallen sein. Und es soll demnächst zurückgeholt werden. Immer wieder Maria Auf die Frage, wo sich denn ihre Lieblingsstelle in den neuen Kirchenräumen befinde, müssen Christa Küchler und Christopher Albrecht nicht lange überlegen: Beide nennen die neue Marienkapelle. Hier fühlen sie sich wohl. Ihnen gefällt, dass kein Altar mehr den Platz versperrt und dass die moderne Marienstatue aus Holz so schön zur Geltung kommt. Auch die renovierten bunten Glasfenster und den Faltenwurf aus Stein – eines der neuen Werke des Künstlers Karsten Födinger in der Oberkirche – finden sie sehr gelungen. Hier kommt man zur Ruhe, da sind sich beide einig. Gutes Ende in der Unterkirche
Und wie endete eigentlich die Geschichte mit der Marienskulptur in der Unterkirche? Es dauerte noch einmal rund zwei Wochen, bis sie wieder «unter uns» war, erzählen Christa Küchler und Christopher Albrecht. Die Verkabelung des Alarms musste aus der Wand gespitzt und der Sockel neu positioniert werden, bevor Maria ihre Augen zum Kirchenvolk richten konnte. Gewisse Dinge benötigen einfach ihre Zeit. Und so wird es auch noch ein bisschen Zeit brauchen, bis sich Christa Küchler und Christopher Albrecht an alle neuen betrieblichen Abläufe gewöhnt haben. Dass die frisch renovierte Oberkirche aber bereits ihre Herzen erobert hat, ist deutlich zu spüren.
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September 2024
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