Über 30 grosse historische Fotografien sind gegenwärtig in der Oberkirche ausgestellt. Sie zeigen, mit wie viel Einsatz der Bau vor einem Jahrhundert erstellt wurde. Und geben Einblick in ein Wiedikon, das heute ganz anders aussieht. So etwas hatten die Bänke in der Oberkirche Herz Jesu Wiedikon noch nie erlebt: Anfang März wurden sie losgeschraubt, aufs Trottoir an der Aemtlerstrasse gestellt, sauber verpackt und dann in ein Depot transportiert. «Es sah aus, als ob wir Kirche auf der Strasse machten», sagt Christa Küchler vom Pfarreisekretariat. Seit Mitte März kann nun anstelle der rund zwanzig Bänke im rechten Seitenschiff eine Fotoausstellung betrachtet werden. Auf 40 Tafeln sind Bilder zum Bau und zur Einsegnung der Kirche vor hundert Jahren zu sehen – inklusive erklärenden Informationen und Daten. Bis Ostern 2022 wird die Ausstellung in dieser Form installiert sein. Die Bilder wechseln «Das Jubiläum wollte irgendwie festgehalten sein», sagt Franziska Erni vom Sekretariat. Sie hat zusammen mit Christa Küchler die Bilder im Pfarreiarchiv für sich entdeckt und eine Auswahl vorgenommen. «Wir können längst nicht alle Bilder zeigen», sagt sie, es habe so viele gute Fotos in den Alben. Deshalb werden während des Jahres 2021 und bis 2022 immer mal wieder einzelne Bilder ausgetauscht: Im Verlauf der Zeit werden so etwa historische Bilder der verschiedenen Vereine, der Glocken oder Sakramente wie Erstkommunion oder Firmungen zu sehen sein. In den Archiv-Alben sind sie als maximal postkartengrosse Bilder eingeklebt. Nun sind sie als Leinwandprints im Grossformat zu bewundern. Der Bau der Kirche in den Jahren 1920 und 1921 geschah vor allem durch Körperkraft – auch das ist auf den Fotos gut zu sehen. Ein halbes Dutzend Männer stossen mit voller Kraft einen Holzpfosten in die Senkrechte, sodass er Teil des Baugerüstes wird. Verständlich, dass diese Männer die Spitze des Turms erklommen, als er im Rohbau stand und stolz posierten. «Sie hatten keinerlei Sicherung», sagt Christa Küchler, deren Lieblingsbild genau dieses Foto ist. «Wir waren schon etwas nervös, als wir die Kiste mit den grossen Leinwand-Prints öffneten», gestehen die beiden Organisatorinnen. Ob die Qualität der Bilder ausreiche, um so gross genug gedruckt zu werden? Sie tun es! Nicht alle begrüssten den Bau Am 20. April 1920 fand der Spatenstich für die katholische Kirche Herz Jesu Wiedikon statt und am 5. September desselben Jahres wurde der Grundstein eingesegnet. Zu diesem Anlass strömte ganz Katholisch-Wiedikon herbei. «So viele Leute waren vor Ort», staunt Franziska Erni heute. Man habe sich sichtlich auf diese Kirche gefreut. «Eine Pfarrei war Beheimatung.» Der Bau der Kirche allerdings wurde nicht von allen begrüsst. Die Arbeiter auf der Baustelle wurden teilweise von Gegnern des Bauprojekts heftig attackiert. Mehr dazu können Sie im nächsten Blog-Beitrag lesen! Ein Blick hinter die Kulissen: Film zur Entstehung der Ausstellung Ausstellung: Die Fotos können während der Öffnungszeiten der Oberkirche besichtigt werden. Die Ausstellung dauert voraussichtlich bis Ostern 2022. Die Bilder werden im Verlauf des Jahrs immer wieder zu neuen thematischen Schwerpunkten ergänzt und ausgetauscht.
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Am 28. Juni 1921 war es soweit: Hunderte Personen strömten herbei, um die Einsegnung der Kirche Herz Jesu Wiedikon zu erleben. Es war ein Fest – und die katholischen Menschen im Quartier freuten sich, ihre eigene Kirche und Pfarrei zu haben. Ein Quartier mit katholischer Kirche: Die Postkarte zeigt die Aemtlerstrasse in den 1920er- oder 1930er-Jahren. (Bild: Pfarreiarchiv Herz Jesu Wiedikon)
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