Die Bevölkerungsentwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg regte Pfarreien in Zürich zum Ausbau ihrer Räumlichkeiten an. Auch die Errichtung einer katholischen Schule in Wiedikon war ein altes Postulat und schien vordringlich. Ab 1966 setzte Herz Jesu Wiedikon die lang ersehnte Schule gemeinsam mit der Unterkirche und einem Pfarreizentrum in einem Grossbauprojekt um. Die Zahl der Zürcher Katholikinnen und Katholiken stieg zwischen 1950 und 1970 um über 40 Prozent auf 167 374 an. Herz Jesu Wiedikon war die mit Abstand bevölkerungsreichste Pfarrei der Stadt und zählte zu Spitzenzeiten in den 1950er-Jahren bis zu 20 000 Mitglieder. Diese mussten in Seelsorge und Bildungsstrukturen integriert werden. Bereits die Mutterpfarrei St. Peter und Paul hegte zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Plan, eine Schule zu erbauen, nutzte aber dann die finanziellen Möglichkeiten, um die Pfarrei Herz Jesu zu gründen. Diese erhielt im Gegenzug dann den Auftrag, dereinst eine Schule zu errichten. Der erste Pfarrer, Christian Herrmann, legte 1923 mit einer Einlage von 50 Franken einen Schulfonds an und regte seine Gemeinde an, «dafür zu beten, dass die Frucht in 50 Jahren reifen möge». Fortan wurde in der Kirche mit entsprechenden Opferbüchsen für die katholische Schule gesammelt. Stiftung und Sammelaktionen 1952 gründeten die Pfarrer von Herz Jesu Wiedikon und Liebfrauen gemeinsam mit dem Präsidenten des Katholischen Schulvereins, Robert Hery, und der Generaloberin der Ingenbohler Schwestern, Sr. Diomira Brandenberg, die «Maria-Theresia-Stiftung» – benannt nach der ersten Ingenbohler Generaloberin Maria Theresia Scherer. Zweck der Stiftung war es, auf dem linken Limmatufer Zürichs Liegenschaften zu kaufen, um Schulen einzurichten. Ebenfalls sollte eine Mädchen-Sekundarschule mit Ingenbohler Lehrschwestern entstehen. Über die Jahre kamen bei Sammlungen zum Beispiel an einem Schulbasar im Kongresszentrum, aber auch mit Bettelbriefen, Bausteinaktionen und Vergabungen, 1,3 Millionen Franken zusammen. Doch es fehlte an Bauland im Quartier und so beschloss die Pfarreileitung, die Schule innerhalb des Pfarreigeländes als Teil eines Pfarreizentrums zu bauen. 1960 meldeten sich mehrere Architekten auf die Ausschreibung. Der Zürcher Rudolf Mathys wurde von der Baukommission mit der Ausarbeitung des Vorprojekts beauftragt und erhielt schliesslich den Zuschlag. Grossbauten erst nach der Anerkennung Die Sammlung der Mittel bildete den finanziellen Grundstein. Doch erst die öffentlich-rechtliche Anerkennung der römisch-katholischen Kirchgemeinden 1963 machte es möglich, den Bau von Schule und Pfarreizentrum zu realisieren. Nach eingehenden Beratungen durch den Stadtverband der Römisch-Katholischen Kirchgemeinden erhielt Herz Jesu Wiedikon den notwendigen Kredit für den Bau einer Unterkirche, des Pfarrhauses, von Vereinslokalitäten und einer Unterflurgarage. Sie sponserte auch einen Beitrag von 300 000 Franken zur Totalrenovation der Herz Jesu Kirche. Drei Bauverantwortliche waren involviert: Die Stiftung Herz Jesu Kirche als Besitzerin der Grundstücke, der Kirche und der Saal- und Wohnbauten, die römisch-katholische Kirchgemeinde Herz Jesu Wiedikon für die Unterkirche, das Pfarrhaus, zwei Kindergärten, Wohnungen und Garage sowie der Katholische Schulverein Zürich für Schulhaus und Turnhalle. Im Frühjahr 1964 startete dann der Betrieb einer Mädchenschule mit einer ersten Sekundar- und Realklasse in provisorischen Pavillons auf dem Pfarreigelände. Später verlegten die Verantwortlichen die Schule nach Schwamendingen – der Baulärm war zu gross. Der Spatenstich für das Pfarreizentrum erfolgte am 28. Dezember 1966. 1968 schliesslich begann der Bau des Schulhauses für 300 Kinder an der Aemtlerstrasse. Zank um die konfessionelle Schule Der Bau katholischer Schulen erregte in Zürich in den ausgehenden 1960er-Jahren Diskussionen. Die Volksschule als Ort konfessionsneutraler Bildung, wie es die liberale Mehrheitsgesellschaft im Kanton Zürich seit dem 19. Jahrhundert durchsetzte, war dem konservativen katholischen Bevölkerungsteil lange ein Dorn im Auge. Sie sahen eine religiös geleitete Erziehung als Gebot. Doch in den «Neuen Zürcher Nachrichten», der katholischen Tageszeitung Zürichs, wurden die konfessionsgebundenen Schulen durchaus kritisch hinterfragt. Waren diese wirklich noch notwendig und zeitgemäss? Die Pfarrer Rupert Blum von Herz Jesu Wiedikon und Hans Henny von der Liebfrauenkirche bejahten dies: «Unsere Schule schützt das Recht der Eltern, ihre Kinder nach ihrer Überzeugung erziehen zu lassen», meinten sie 1968 in einer gemeinsamen Schrift zum Schulhausbau. Blum und Henny waren sich sicher: «Im Sinne des Konzils erfüllt die Katholische Schule die grosse Aufgabe, eine Schulgemeinschaft zu schaffen, in welcher der Geist des Evangeliums, der Freiheit und der Liebe lebendig ist.» 1970 war der Ausbau von Schule und Pfarreizentrum beendet und konnte am 13. Juni feierlich eingeweiht werden. Folgender Stummfilm zeigt diesen Ausbau in Etappen – vom Beschluss bis zur Einweihung: 00:00 Intro
00:10 Sitzung Baukommission 01:50 Modell Pfarreizentrum 02:40 Erster Spatenstich am 28. Dezember 1966 03:22 Baubeginn 04:27 Abtransport Pavillons der Mädchenschule 07:33 Grossbaustelle I (Fundament) 12:07 Renovation Kirche 13:33 Grossbaustelle II 16:57 Sitzung 18:25 Grossbaustelle III 23:53 Rundumblick Baustelle und Aussenansicht 24:15 Neues kirchliches Zentrum und fertige Unterkirche 25:04 Malerarbeiten und Baustelle Schule 29:32 Aussenansicht fertige Bauten 30:35 Feierliche Einweihung Hinweise zu Personen und Ereignissen im Film sind willkommen!
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