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Herz Jesu als Stütze des Alltags

3/1/2022

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Im katholischen Milieu Zürichs wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts für den katholischen Bevölkerungsteil eine eigene Infrastruktur aufgebaut. Katholische Kindergärten boten Betreuung und Erziehung, Pflegeangebote halfen Hilfsbedürftigen – auch in Herz Jesu Wiedikon.
Filmaufnahmen aus dem «Kleinkindergarten» von Herz Jesu Wiedikon, 1930er-Jahre. (Pfarreiarchiv Herz Jesu Wiedikon)
Vor dem Ausbau der staatlichen Sozialhilfe und einem flächendeckenden Netz von Spitex waren private karitative Einrichtungen wichtig. Diese wurden für Katholikinnen und Katholiken in Wiedikon von der Kirchgemeinde betrieben. Säulen dieser Hilfe, insbesondere für die Ärmsten, waren der Vinzenzverein und der Elisabethenverein, die mit Initiativen, Geldspenden und ehrenamtlichem Engagement Hilfe leisteten. Ordensschwestern engagierten sich zudem für Jahrzehnte in der Kirchgemeinde mit Pflege- und Betreuungssaufträgen.

Unterstützung für Bedürftige
1934 entstand eine Krankenpflegestation im Quartier. Zwei St. Anna-Schwestern aus Luzern bezogen im 4. Stock des Johanneums eine Wohnung. Neben den Kranken kümmerten sich die Schwestern auch um Seniorinnen und Senioren sowie Wöchnerinnen. Dies war auch die Zielgruppe des Elisabethenvereins, der sich vor allem auf Hilfe für arme Frauen konzentrierte. Ein Bericht von 1944 zeigt, dass diese Hilfe in Form von Nahrungsmittelspenden, Spenden für Heizmaterial, Arztrechnungen und anderen Rechnungsrückständen aber auch in Form von Pflege und Haushaltshilfe bei Kranken und Bettlägerigen stattfand. Stets kämpfte der Verein gegen Geldsorgen und wie den Jahresberichten zu entnehmen ist, waren diese insbesondere in der Wirtschaftskrise in den 1930er-Jahren mit hoher Arbeitslosigkeit und in den Jahren des Zweiten Weltkriegs spürbar. Weniger Einnahmen standen einem höheren Bedarf an Hilfe gegenüber. Aus einem Bericht 1943 ist zu den Barauslagen des Vereins zu lesen:
Sie findet de [Betrag] wahrschinlich e chli hoch, Mer zwar au; aber gsend Sie, mer hend slezzt Jahr so abgschaffedi Fraue atroffe, wo köperlich und seelisch sozzage erledigt gsi sind, dass mer gfunde hend, mer muessid durchgriffend helfe, und so hemmer Biträg zahlt und mit Hilf vom Frauebund hend die Fraue de chönne furt, us allem use, körperlich und seelisch sich go erhole und mir hend Freud gha sgseh, dass sie mit früschem Muet und früscher Kraft ihre Ufgab wieder hend chöne überneh.
Doch nicht nur für die eigene Kirchgemeinde wurde Hilfe geleistet. Anfang der 1930er-Jahre betrieb die Pfarrei eine Arbeitslosensuppenküche, in der Arbeitslose unabhängig von Wohnort und Konfession willkommen waren. Während des Zweiten Weltkriegs konnten Bäuerinnen und andere von Arbeit überlastete Frauen über den Frauenhilfdienst sogenannte «Flicksäcke» mit zu flickenden Kleidungsstücken einsenden. Die Frauen des Elisabethenvereins von Herz Jesu Wiedikon erneuerten diese und sandten sie wieder zurück.
 
Erziehung für die Kleinsten
Der Vinzenzverein von Herz Jesu, der karitativ tätige Verein der Männer, war finanziell potenter als der Elisabethenverein und richtete sich vor allem an hilfsbedürftige Familien. Neben Spenden in Form von Naturalien und Lebenshaltungskosten initiierte der Verein auch einen Kindergarten. Für die Führung des Kindergartens im Pfarreihaus und im Johanneum konnten Ilanzer Dominikanerinnen gewonnen werden. Im April 1935 öffnete die «Kleinkinderschule» ihre Tore und bereits ein Jahr später gab es 70 Anmeldungen, sodass ein weiterer Kurs geführt werden musste. Das Schulgeld belief sich damals auf 1.50 Franken pro Monat. 1941 schickte das Ilanzer Mutterhaus auf Anfrage gar eine dritte Schwester, weil die Nachfrage nochmals gestiegen war. Eine Schwester betreute im ersten Jahrzehnt zwischen 40 und 50 Kinder, in den 1960er Jahren waren es noch 30 bis 40 Kinder. Die letzte Ilanzer Schwester verliess den Kindergarten auf das Ende des Schuljahrs 1990/1991, neun Jahre später schloss der Kindergarten wegen mangelnder Nachfrage ganz.

Rolle des Kirchenanzeigers
Der Kirchenanzeiger, der von der Gründungszeit 1921 bis in die 1950er Jahre von der Pfarrei Herz Jesu herausgegeben wurde, diente als Informationsorgan zu den karitativen Angeboten in der Pfarrei. Auch machte er Aufrufe an seine Pfarreimitglieder, sich bei Spenden für Minderbemittelte zu engagieren. Da waren die Weihnachtsspenden gerade für bedürftige Kinder, die dann in einer Kinderweihnachtsfeier mit vom Frauen- und Mütterverein gestrickten Strümpfen und anderen nützlichen Dingen beschenkt wurden. Ganz pragmatisch waren Aufrufe im Anzeiger für die Übernahme der Kosten von Erstkommunionskleidern und Ferienlager für arme Kinder der Pfarrei.

Niederschwellige Angebote sind auch heute noch wichtig in der Pfarrei Herz Jesu. Bedürftigen Menschen, die im Pfarreigebiet wohnen, hilft Herz Jesu mit Migros-Gutscheinen, in Notfällen auch mit weiteren Spenden. 2021 unterstützte die Pfarrei ausserdem Sr. Ariane und ihren Verein Incontro, der im Langstrassenquartier mit Nahrungsmitteln und Gesprächen hilft.

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